Ungeschehene Geschichte und ihre erinnerungskulturelle Dimension
7.-9. Juli 2017
Veranstaltungsort:
Künstlerhaus am Lenbachplatz, Lenbachplatz 8, 80333 München, Club-Raum 1
U-Bahn: Karlsplatz (Stachus)
Der Workshop will kontrafaktische historische Narrative aus vergleichend literatur-, medien- und geschichtswissenschaftlicher Perspektive hinsichtlich ihrer Funktion als konstituierende und dynamisierende Elemente von Erinnerungskulturen untersuchen. Ein besonderer Akzent liegt dabei auf den postsozialistischen Kulturen Osteuropas.
Die Relevanz kontrafaktischer Alternativwelten in Geschichte, Literatur und anderen Medien be- schränkt sich nicht auf fiktions- und erkenntnis- theoretische Aspekte; „Was wäre gewesen, wenn…?“-Szenarien sollen insbesondere als Artikulationen bestimmter Erinnerungskulturen untersucht werden. Das Kontrafaktische kann (offiziell) ‚Ungeschehenes’ geschehen machen, kann Ge- schichte (er)finden, Verhandlungsspielräume erweitern. Genauso gut scheint es dazu in der Lage, der Teleologie offizieller Geschichtspolitik in die Hände zu spielen und deren Hyperrealismus und Monumentalismus in kontrafaktischen Allegorien plausibel zu machen.
Programm
Donnerstag, 7. Juli 2017 | |
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09:00 | Riccardo Nicolosi: Begrüßung und Einführung |
9:30 | Alexander Demandt: Unverwirklichte Möglichkeit in der Geschichte. Drei Gründe und drei Beispiele |
10:30 | Pause |
11:00 | Riccardo Nicolosi: Kontrafaktische Geschichte im sowjetischen und postsowjetischen Russland |
12:00 | Johannes Dillinger: Steampunk und Geschichte |
13:00 | Mittagspause |
14:30 | Isabel Kranz: Grammatik und Geschichtsphilosophie: Das Futur II und kontrafaktische Szenarien |
15:30 | Pause |
16:00 | Andreas Martin Widmann:„Was ist denn echt an der Geschichte?“: Thomas Brussigs kontrafaktische Autobiographie ‘Das gibt‘s in keinem Russen Film’ (2015) im Kontext deutscher Erinnerungskultur |
Freitag, 8. Juli 2017 | |
9:00 | Uwe Durst: Der parahistorische Roman als literarisches Faktum |
10:00 | Georg Witte: Wiederholung als Intervention. Am Beispiel einiger Romane von Philip Dick, Stephen Fry, Philip Roth und Christian Kracht |
11:00 | Pause |
11:30 | Hans Richard Brittnacher: Die Balance zwischen Geschichte und Phantastik – zur kontrafaktischen Poetik des Leo Perutz |
12:30 | Mittagspause |
14:30 | Matthias Schwartz: Kontrafaktische Phantasmen: Zu Szczepan Twardochs historisch-phantastischen Fiktionen „jenseits des Endes der Zeit“ |
15:30 | Pause |
16:00 | Małgorzata Sugiera: Kontrafaktische (Nicht)Existenz Polens: Alternativwelten von Dukaj, Majka und Orliński |
16:00 | Nina Weller: Alternativ, kontrafaktisch, phantastisch? Ungeschehene Kriegsversionen und ihre erinnerungskulturelle Dimension |
Samstag, 9. Juli 2017 | |
9:00 | Kay Kirchmann: Forking path narratives und Kristallbilder – filmische Spiele mit Möglichkeiten, Varianten, Virtualitäten |
10:00 | Gernot Howanitz: Die Unmöglichkeit der Möglichkeiten: Russische Computerspiele kontra kontrafaktische Szenarien |
11:00 | Pause |
11:30 | Magdalena Marszałek: Zeugnis und kontrafaktisches Erzählen |
12:30 | Pause |
13:00 | Brigitte Obermayr: Gedächtnis und Urteil. Urteilsimplikationen im Kontrafaktischen anhand von Beispielen aus der russischen Literatur ab 1990 |
14:00 | Abschluss des Workshops |