Kevin Laule

Die Herausforderung des Anarchisten: Ist der demokratische Staat ein obsoletes und illegitimes Übel?

Nach einem Bachelorstudium in Philosophie und Politikwissenschaft (Konstanz, 2013) habe ich im Master Philosophie studiert (Konstanz, 2019). Parallel dazu habe ich ein Lehramtsstudium in den Fächern Philosophie/Ethik und Politik-/Wirtschaftswissenschaften absolviert (Erstes Staatsexamen Konstanz, 2019). Seit meinem Zweiten Staatsexamen (2021) bin ich als Studienrat für Philosophie, Ethik, Politik und Wirtschaft am Friedrich-Wöhler-Gymnasium in Singen (Hohentwiel) tätig und seit März 2023 außerdem Doktorand an der Professur für praktische Philosophie.

Meine Forschungsinteressen betreffen in erster Linie die politische Philosophie, die Moralphilosophie und die Didaktik des Philosophie- und Ethikunterrichts. Mein Dissertationsprojekt ist im Bereich der politischen Philosophie angesiedelt und wird von Jacob Rosenthal, Susanne Burri (beide Universität Konstanz) und Ralf M. Bader (Universität Fribourg, CH) betreut. Ich beschäftige mich darin mit der Herausforderung des Anarchismus, die vielen als das fundamentale Problem der politischen Philosophie gilt. Diese Herausforderung hat zwei Seiten. Philosophische Anarchisten behaupten erstens, dass kein und damit insbesondere auch kein demokratischer Staat ein moralisches Recht auf Herrschaft hat oder über legitime politische Autorität verfügt. Weder hätten Staaten ein moralisches Recht, Menschen durch Gesetze Pflichten aufzuerlegen und diese mit Zwang durchzusetzen, noch hätten Bürger eine inhaltsunabhängige Pflicht, staatlichen Anordnungen einfach deshalb Folge zu leisten, weil es Anordnungen des Staates sind. Politische Anarchisten bestreiten zweitens die Notwendigkeit des Staates. Sie argumentieren, dass eine staatenlose Welt nicht nur möglich, sondern erstrebenswert sei und fordern daher die Abschaffung sämtlicher Staaten.

In meinem Dissertationsprojekt untersuche ich, ob und, falls ja, inwieweit die Herausforderung des Anarchismus beantwortet werden kann. Dabei gehe ich auch der Frage nach, in welchem Verhältnis die beiden Seiten der Herausforderung zueinander stehen, und hier insbesondere der Frage, ob es eine plausible Haltung sein kann, Staaten für illegitim und dennoch gerechtfertigt oder sogar erforderlich zu erklären.