Funktionen des Bewusstseins – intrinsische Evaluation und genuine Normativität

Ehe wir uns entscheiden, etwas zu tun oder nicht, werten wir, wägen wir ab, gewichten wir. Diese Vorgänge laufen beim Menschen zu einem guten Teil bewusst ab, aber der Grad der Bewusstheit ist sehr unterschiedlich. Um diese Zusammenhänge genauer fassen und untersuchen zu können, ist es besonders gewinnbringend das Verhältnis von Gefühlen und Bewusstsein zu analysieren. Denn Emotionen und Gefühle gehen mit Einschätzungen und Bewertungen einher. Und für die unterschiedlichen Weisen der Einschätzung oder Evaluation im Zusammenhang mit Gefühlen oder Emotionen lassen sich unterschiedliche Formen und Funktionen von Bewusstsein bestimmen. Denn unbewusste Evaluationen, deren Ergebnis mit der Emotion bewusst wird, und höhere Formen der Evaluation, deren Wertung gedanklich gefolgert wird, sind mit unterschiedlichen Formen des Bewusstseins gekoppelt. So lässt sich zwischen intrinsischen Einschätzungen auf der einen und genuinen Werten oder Normativität auf der anderen Seite differenzieren. Intrinsische Evaluationen kommen im Verbund mit affektiv zu deutendem Verhalten auch bei Tieren vor, genuine Werte nicht.

Es ist davon auszugehen, dass sich eine langsame, graduelle Ausdifferenzierung von Kognition, Gefühl und Bewusstheit bei den einzelnen Arten und Lebewesen (Phylogenese) vollzieht. Eine Vermutung wäre, dass sich die Ausdifferenzierung stets auf allen Ebenen gleichmäßig vollzieht, so dass von einer engen Koppelung dieser Bereiche auszugehen ist. Für das Auftreten komplexerer Emotionen ist es nämlich erforderlich, dass das betreffende Wesen über ein Bild von sich selbst verfügt. Während das für basalere Emotionen wie Freude nicht erforderlich ist. Für die Bearbeitung dieser Fragen sollen zunächst sowohl die verschiedenen Formen des Bewusstseins voneinander unterschieden werden, - eine Aufgabe, mit der sich Arbeiten der Philosophie des Geistes zum Teil bereits befasst haben. Zum anderen sollen aber auch die unterschiedlichen emotionalen Prozesse und die damit einhergehenden Wertungen oder Bewertungen hinsichtlich der kognitiven, emotionalen und bewussten Prozesse analysiert werden.