Profil des Fachbereichs

Von allen akademischen Disziplinen blickt die Philosophie auf die längste und eine mehr als 2500 Jahre währende Geschichte zurück. Sie beschäftigt sich mit den Grundfragen des Menschen und seiner Stellung in der Welt, und das in einer Grundsätzlichkeit, wie sie sonst nirgendwo zu finden ist. Daher spricht sie mit ihren Themen jeden Menschen unmittelbar an und vermag eine ganz besondere Leidenschaft zu wecken, auch wenn das Interesse nur bei wenigen so ausgeprägt ist, dass sie die Mühe auf sich nehmen, tief in die Materie einzudringen. Der Zugang zur Philosophie ist von allen Wissenschaften und Lebensbereichen aus möglich, denn: In jedem Bereich stellen sich philosophische Grundfragen. Dementsprechend gliedert sich die Philosophie in viele verschiedene Spezialgebiete wie etwa die Sozialphilosophie, die Philosophie der Biologie oder die Philosophie der Technik. Diese Vielfalt zeigt sich sowohl in den Fragen der angewandten Ethik, mit denen sich etwa die Medizin und die Wirtschaft auseinandersetzen müssen, als auch in den Grundlagen der Informatik und der Logik. In Konstanz steht dieser Wissenschaftsbezug der Philosophie im Vordergrund.

Alle philosophischen Spezialgebiete finden ihr Zentrum in den Kerngebieten der allgemeinen Philosophie wie der Ontologie und Metaphysik, der Erkenntnistheorie, der Philosophie der Sprache und des Geistes, der Handlungstheorie, der Ethik und der Moralphilosophie. Trotz ihrer systematischen Ausrichtung steht in der Konstanzer Philosophie in Forschung und Lehre immer auch der historische Bezug auf die exemplarischen Fragestellungen und Lösungsvorschläge der Klassiker des philosophischen Denkens im Mittelpunkt.

Die Philosophie ist nicht nur ein Wissensgebiet, auch wenn man viel wissen muss, um sie zu beherrschen. Sie vermittelt auch wenig spezifische Fertigkeiten oder Techniken als solche. Am ehesten kann man in ihr eine Erziehung zum selbständigen Denken sehen. Aufgrund ihres Wesens ist sie dazu wie kein anderes Fach in der Lage und vermittelt damit eine allgemeine Fähigkeit, die heute in allen Bereichen der Gesellschaft mehr denn je benötigt wird. Dazu gehört, Fragen und Probleme zu strukturieren und zu fokussieren, kritische Maßstäbe für ihre adäquate Beantwortung und Lösung zu gewinnen und ein Urteilsvermögen gegenüber möglichen Antworten zu entwickeln, d.h. sie zu durchdringen und Substanz von Schein zu unterscheiden, die Fragen und ihre Antworten weiterzuentwickeln und gegebenenfalls eigenständige Lösungsansätze zu finden.

Diese Denkfähigkeit findet ihren unmittelbaren Ausdruck in einer entsprechenden sprachlichen Fähigkeit, mit vorgegebenen Texten aller Art in analytisch-kritischer, hermeneutisch-konstruktiver Weise umzugehen und die gewonnene Klarheit und Disziplin des Denkens in klare, prägnante, strukturierte, alle Unschärfen vermeidende Texte und Darstellungen aller Art umzusetzen. Diese allgemeine Fähigkeit geht einher mit einer besonderen normativen und ethischen Kompetenz. Normative und ethische Fragen stellen sich in fast allen Fächern, werden dort aber selten als solche thematisiert. In der Philosophie hingegen werden sie systematisch und umfassend behandelt. Durch die Art der philosophischen Fragestellungen und die Art der ernsthaften Auseinandersetzung mit ihnen erfährt jeder Studierende nicht nur eine Denkschulung der beschriebenen besonderen Art, sondern auch einen besonderen Anstoß zur eigenen persönlichen Entwicklung und Reifung.

Aus diesen einleitenden Feststellungen ergibt sich bereits die unmittelbare und mittelbare gesellschaftliche und wissenschaftliche Relevanz der Philosophie. Daraus ergibt sich die besondere Stellung und Würde der Philosophie, aber auch ihre besondere Problematik.