Eine Theorie des induktiven und wertenden Gehalts von Begriffen

gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des SFB 471. Der Untersuchungsrahmen ist die Entscheidungstheoretische Semantik (Decision-Theoretic Semantics [DTS]).

Der zentrale Begriff dieser Eigenentwicklung ist jener der Relevanz, so wie er in den mathematisierten Wissenschaften verstanden wird. Relevanz steht also für die Veränderung bzw. Veränderungspotentiale von Erwartungen. Erwartungen sind einschlägig das, was sich im Regelfall in Komponenten der desiderativen bzw. affektiven Wertung und des evidenziellen Überzeugungsgrades zerlegen lässt. Das Projekt setzt an bei Phänomenen der natürlichen Sprache, die von herkömmlichen, logikbasierten wahrheits- oder beweistheoretischen Bedeutungstheorien nicht erfasst werden. DTS folgt bei der Rekonstruktion den Grundprinzipien der klassischen Rhetorik, deren parteilichen Charakter sie, anders als herkömmliche pragmatische Hilfstheorien der logischen Semantik, bewahrt. Dergestalt bettet es die Rhetorik ein in die moderne mathematische Handlungstheorie, wie sie aus der Mikroökonomik und statistischen Entscheidungstheorie bekannt ist.  DTS hat zwei Ausformungen. Die erste ist eine konservative Erweiterung der logischen Semantik durch Elemente der Wahrscheinlichkeits-, Nutzen, und Entscheidungstheorie, deren interaktive Teiltheorie auch als Spieltheorie bekannt ist. Die zweite ersetzt, under den Etiketten ‚Lineare Semantik‘ (Linear Semantics [LS]) und ‚Multilineare Semantik‘ (Multilinear Semantics [MLS]), die traditionelle semantische Ontologie der booleschen Algebren und ihrer Abschwächungen durch eine Ontologie von linearen Algebren über angeordneten Zahlräumen, wie sie prototypisch aus der klassischen Geometrie des Raumes, den Güterräumen der Mikroökonomik und den Zustandsräumen neuronaler Netze bekannt sind. Hier übernehmen Nutzen- oder Empfindungswerte, deren Spezialfall wiederum evidenzielle Relevanzwerte sein können, die ontologisch strukturbildende Rolle von Wahrheitswerten. Die charakteristische Grundfrage der Bewertung ist nicht mehr ‚Ist es so oder nicht so?‘, sondern ‚Um wieviel besser oder schlechter ist es?‘ Die DTS/MLS rekonstruiert auch den Übergang zwischen diesen beiden Fragestellungen und Ontologien.