Topology of Knowledge Philosophie

Projekt des Eliteprogramm der Landessiftung Baden-Württemberg, mit Unterstützung des Zukunftskollegs der Universität Konstanz

Projektleiter:   Dr. Wolfgang Freitag
Mitarbeiter:  Dr. Holger Leerhoff

Das Forschungsprojekt hat das Ziel, die wesentlichen Begriffe der Erkenntnistheorie in den rechten Bezug zueinander zu setzen. Es soll sozusagen eine Landkarte des Gebiets liefern. Neben Wissen werden dabei noch solche Begriffe wie Begründung, Überzeugung und Überzeugungsgehalt lokalisiert und deren Verbindungen aufgezeigt. Ausgangspunkt ist die Explikation von Wissen als garantiert wahre Meinung und vor allem deren struktureller Unterbau, die von uns so genannte ‚U-Konzeption‘ der Begründung. Diese Konzeption basiert auf der inneren Dualität von Überzeugungen; innerhalb von Überzeugungen kann man unterscheiden zwischen dem Überzeugtsein von einem Sachverhalt und dem Sachverhalt selbst. Wo die traditionelle Philosophie Begründung versteht als eine Beziehung zwischen monolithischen Überzeugungen, verstehen wir Begründung als eine Beziehung zwischen Überzeugungen unter Einbeziehung ihrer inneren Dualität:


Durch das grundsätzlich andere strukturelle Verständnis zeigen sich viele alte Fragestellungen in ganz neuem Licht. Ein Beispiel dafür ist das sogenannte Regressproblem der Begründung. Das Problem besteht darin, dass, wenn Begründen einer Überzeugung bedeutet, dass eine andere Überzeugung angeführt wird, die jedoch selbst wiederum begründet sein muss, die Begründungskette offensichtlich kein Ende hat. Nach traditionellem Verständnis ist es jedoch dann unmöglich, eine Überzeugung substanziell zu begründen. Mit der U-Konzeption erledigt sich dieses Problem jedoch dadurch, dass nur solche Überzeugungen begründen können, die folgende Bedingung erfüllen (siehe horizontaler Pfeil im Schaubild): Das Haben der Überzeugung steht in einer noch zu spezifizierenden Relation zum Überzeugungsinhalt, dem Sachverhalt. Jede solche Überzeugung begründet sich in nicht-trivialer Weise selbst und kann daher als nicht-willkürlicher Ausgangspunkt für Begründung dienen. Der Regress bleibt formal bestehen, wirkt sich inhaltlich aber nicht aus.

Der strategische Vorteil der U-Konzeption geht noch weit über dieses Beispiel hinaus. So ermöglicht sie das In-Beziehung-Setzen, das Topologisieren, der erkenntnistheoretischen Begriffe insgesamt.